Wiedereinstieg ermöglichen

Zu den großen Verlierern, wenn nicht den größten Verlierern der Pandemie zählt zweifelsfrei die Beschäftigten im Kunst- und Kulturbereich. Sie waren die ersten, die schließen mussten oder ihren Beruf nicht mehr ausüben durften. Und sie werden die letzten sein, die in die Wiederaufnahme ihres Schaffens gehen können. Dabei sind Kunst und Kultur nicht nur ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, sondern vor allem auch ein sinnstiftendes Element für unsere Gesellschaft. Kunst und Kultur bringen Menschen zusammen, haben also nicht nur – aber gerade auch im Bereich der kulturellen Bildung – eine entscheidende Wirkung für den Zusammenhalt und die soziale Entwicklung. Dies gilt weit bis in die viel zu wenig beachtete Amateur- und Laienszene und das Vereinsleben in Stadt und Land hinein.
Im Zuge der Verordnungslagen wird bis dato ein großer Bereich der Kultur gemeinhin dem Freizeitbereich zugeordnet, was nicht nur ein Schlag ins Gesicht für Kulturpolitiker*innen wie mich ist, sondern natürlich zuallererst ein Signal fehlender Wertschätzung in Richtung der Akteur*innen. Zeitgleich wurde im Zuge der eilig versprochenen Hilfsprogramme seitens des Bundes deutlich, dass Kultur vorrangig im Zuge von projektgeförderter Einrichtungsunterstützung, nicht aber im Sinne von Kulturschaffen- den selbst betrachtet wird. Damit waren und sind Millionen Soloselbständige gezwungen, in den Hartz-IV-Bezug zu gehen und die mageren Ersparnisse aufzubrauchen anstatt Kompensationen für ihr verordnetes De-facto-Berufsver- bot zu bekommen. Deshalb war es uns als Linksfraktion ein besonderes Anliegen, in Thüringen Hilfen für Soloselbständige über die Betriebskostenerstattung hinaus zu ermöglichen. Es war unsere Fraktion, die den fiktiven Unternehmer*innenlohn im Sondervermögen durchsetzte – auch gegen den Widerstand unserer Koalitionspartner*innen. Zusätzlich konnten wir Stipendien in Höhe von über eine Million Euro für Kultur- und Medienschaffende anbieten. In verschiedenen Richtlinien haben wir außerdem für Freie Theater, Festivals, Museen, soziokulturelle Zentren, aber auch gemeinnützige Vereine Ausfallerstattungen ermöglicht. Wir haben also sehr bewusst den Fokus nicht nur auf die institutionell geförderten Einrichtungen und die sogenannte Hochkultur gelegt, sondern von Anfang die Thüringer Kultur in ihrer Breite und Diversität gedacht. Was es nun braucht, sind aber verlässliche Perspektiven für ein Wiederaufleben des kulturellen Lebens. Wir werden als politisch Verantwortliche mehr leisten müssen als nur die Folgen der Pandemie zu lindern. Wir müssen vor allem – ideel wie finanziell – den Wiedereinstieg ermöglichen.